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Mirjam van Zweden über ihre Kunst und ihre Welt
Interview: Ulrike Janett-Bachner

Die Farbe Blau ist ein ständiges Thema in Deinen Bildern. Viele sind ausschliesslich in Blautönen gehalten, in anderen ist Blau mit höchstens einer anderen Farben kombiniert. Woher diese Fixierung auf diese eine Farbe? Was bedeutet Blau für Dich?

Blau ist für mich mehr als nur eine Farbe, Blau, das ist so etwas wie eine Philosophie. Die Farbe mit all ihren Varianten fasziniert mich schon seit meiner Kindheit. Nicht nur optisch. Ich liebe auch die Symbolik, die sie enthält: Blau steht für den Himmel, die Weite über uns; Blau steht aber auch für das Wasser, den Horizont. Mit der Farbe ist Tiefe verbunden: Blau hat Tiefe, und beim Malen lassen sich mit seinen Farbtönen unzählige Schattierungen erzielen. Blau, das steht aber auch für Musik. Die ganze Welt des Blues. Wie der Blues hat die Farbe etwas Melancholisches, enthält Glück und Leid, Erfahrungen, Leben. Es ist diese Mischung von Bedeutungen, die mich anzieht und fasziniert – ein ganzes Universum. Andere Farben verwende ich in erster Linie als Kontrast, um das Blau stärker hervorzuheben. Sehr oft ist es Weiss, die Nicht-Farbe; in bestimmten Phasen aber auch Gelb – für Sonne, Licht, etwas Helles, Freundliches, Positivies. Wie andere Farben auch aber ist Gelb auf bestimmte Phasen beschränkt, etwas Experimentelles. Blau ist die Basis, das, was bleibt. Blau, das ist meine Farbe.

Ein anderes immer wiederkehrendes Thema ist der Kreis…

Ja, Kreise finden sich in fast allen meinen Bildern. Selbst wenn ich anfange, Gerade zu malen, runde ich diese oft in einem zweiten Arbeitsgang ab. Das geschieht ganz unbewusst – so etwas wie eine Abwendung vom Rationalen hin zu meiner Gefühlswelt. Der Kreis – ähnlich wie die Farbe Blau — symbolisiert für mich so vieles, das Rund steht für Harmonie, etwas Abgeschlossenes, eine Einheit, die Welt, aber auch Planeten … das ganze Universum. All das hat für mich einen hohen Gefühlsgehalt, und das Gefühl besiegt am Ende das Rationale!

Du sagst, Du beginnst zu malen … und dann entwickelt sich die Gerade zur Rundung. Wie entstehen Deine Bilder?

Ich beginne meine Bilder ohne eine fixe Vorstellung. Ich stehe mit meinen Utensilien – Spachtel, Roller und Palette, fast nie mit Pinseln – vor einer leeren Leinwand, mische die Farben. Und dann beginnt es: ein mutiger erster Schwung, aus der Bewegung ergibt sich das Bild, vertieft, verfestigt sich. Das Bild entwickelt sich vor meinen Augen, und oft bin ich selbst erstaunt, welche Energien auf der Leinwand sichtbar werden. Dazwischen kommen immer wieder Kontrollblicke: Stimmt die Stimmung, die sich da auf der Leinwand entsteht? Fühle ich mich so: ruhig oder aufgewühlt, geradlinig, nachgiebig, bestimmt? Erst wenn ich sagen kann: Ja, so sehe ich mich!, ist das Bild fertig – manchmal in einem einzigen Anlauf, andere Male erst nach unzähligen Überarbeitungen. Die Bilder sind Abbildungen meiner Gefühlswelt zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einer bestimmten Phase, und daher oft ähnlich, aber nie ganz gleich.

Wovon erzählen Deine Bilder?

Von eben diesen Gefühlen – meinen, aber einfach auch zutiefst menschlichen. Aber nicht nur: In der Abstraktion der Formen entdecke ich selbst immer wieder Neues, Bilder, Assoziationen. Sehr oft Wasserbewohner.

Was bedeutet die Malerei für Dich?

Malen, das ist für mich das Eindringen in eine andere Welt, eine Welt aus Farben, Bewegung und Formen, die daraus entstehen. Ich bin völlig konzentriert bei der Arbeit, lasse meine Gefühle, meine Leidenschaft und Begeisterung, aber auch meine Ängste und meine Sorgen, aus mir heraus auf die Leinwand fliessen. Malen, das ist für mich Ausgleich zu all dem, wo der Kopf die Vorherrschaft hat, mit Malen halte ich die Balance zwischen Denken und Empfinden. Und das – so spannend der Prozess auch ist – entspannt!

Deine Bilder finden ein ständig grösser werdendes begeistertes Publikum. Ist die Malerei für Dich auch ein Kommunikationsmittel

Ja und nein. Ja in der Hinsicht, dass ich mich durch meine Bilder sicherlich mitteile und – für geschulte Augen – auch viel von meiner inneren Welt preisgebe. Andererseits bin ich sehr vorsichtig, mich beim Malen nicht vom Wunsch nach Kommunikation – und damit auch nach Verstandenwerden und Gefallen – beeinflussen zu lassen. Erfolg schafft ein Stück weit auch Druck. Die Leute messen mich an meinen eigenen Standards. Ich aber entwickle mich ständig weiter, und nicht alles gefällt, geht in die gleiche, bewährte Richtung. So wie meine Bilder entstehen, wäre der bewusste Wunsch nach Kommunikation eine Beeinträchtigung der Kreativität. Ich bin als Mensch sehr kommunikativ – die Bilder sind eine Sprache von mir über mich, nicht in erster Linie als Brücke hin zur Umwelt zu verstehen.

Seit wann begleitet Dich die Malerei?

Ich habe immer gern gezeichnet und hatte Talent für die musischen Fächer – sicherlich auch beeinflusst durch die Künstler in meiner Verwandtschaft. Die Malerei, wie ich sie jetzt betreibe, reicht jedoch auf die Zeit zwischen 1995 und 1996 zurück. Für mich begann zu jener Zeit ein neuer Lebensabschnitt, ich machte eine Neuorientierung durch, bei der ich mir ganz bewusst mehr Zeit für mich selbst nahm. Die Malerei eröffnete mir ein Mittel der Auseinandersetzung mit meinem eigenen Ich und inspirierte mich damit auch für andere Bereiche meines Lebens.